Bis Anfang der Neunzigerjahre gab es ein flächendeckendes Sirenennetz des Bundes, das ursprünglich die Bevölkerung vor möglichen Luftangriffen warnen sollte. Viele Menschen kannten die dazugehörigen Warntöne, regelmäßige Probealarme gehörten vielerorts zum Alltag. Nach dem Ende des sogenannten Kalten Krieges hat der Bund dieses Sirenennetz aufgegeben und den Kommunen zur Übernahme angeboten. Nur einige haben von diesem Angebot Gebrauch gemacht, sodass viele Sirenen abgebaut wurden.
Inzwischen installieren viele Kommunen wieder ein Sirenensystem, um die Bürgerinnen und Bürger im Gefahrengebiet mit einer Warnung zu erreichen. Das Land unterstützte diesen Aufbau bis 2019. Der laute und schrille Ton einer Sirene ist ein effektives Mittel, das zumindest die Existenz einer Gefahr für die Menschen in der Umgebung deutlich hörbar anzeigt. Nur wer von der Gefahr weiß, kann sich dann über die Medien weitere Informationen zur Gefahrenlage beschaffen. Doch die Kosten für die Instandhaltung und das Betreiben der alten Anlagen waren für viele ohnehin klamme Kommunen zu hoch. In der Folge wurden die meisten der Warnanlagen von den Dächern geschraubt. Mit ihnen ging oft auch die zugehörige Infrastruktur verloren: Warnämter und Sirenensteuernetze, die Feuerwehren setzten auf die stille Alarmierung über Funkmeldeempfänger. Seitdem hat sich im Katastrophenschutz viel getan. Die Städte warnen mit Apps direkt auf dem Smartphone, und sogenannte "Black-Sites" können bei Bedarf online gestellt werden. Allerdings Sirenen sind vor allem nachts unschlagbar. Kein System kann dann so effektiv warnen wie sie. Das Handy hingegen nehmen viele nicht mit ins Schlafzimmer oder machen es nachts aus."
Als problematisch gilt zudem, dass vor allem ältere Menschen am Handy scheitern könnten. In einem Viertel der Städte in NRW fehlen trotzdem die Sirenen. Darum bleibt der Feuerwehr dort derzeit nichts anderes übrig, als im Gefahrenfall "im Feuerwehrauto durch die Straßen zu fahren und Lautsprecherdurchsagen zu machen". Im Ernstfall bindet das Kräfte. Großfeuer, Hochwasser, Zugunfälle oder Orkane können plötzlich und jederzeit auftreten, im Ernstfall muss schnell reagiert werden. Nun unternehmen die Kommunen größte Anstrengungen, um das altmodisch wirkende, aber hocheffektive Sirenenwarnsystem wieder flächendeckend zu installieren. Dabei unterstützt sie das Land NRW finanziell. Zumal seit dem 1. Januar 2016 die Kommunen gemeinsam mit ihren kreisangehörigen Gemeinden gesetzlich für die Warnung der Bevölkerung verantwortlich sind. Zuvor war diese Aufgabe nicht ausdrücklich erwähnt, weil sie als Teil der allgemeinen Aufgaben der Gemeinden und Kreise im Brandschutz beziehungsweise bei Großschadensereignissen gesehen wurde. Mit dem neuen Gesetz ist die Zuständigkeit nun ausdrücklich klargestellt worden.
Auch die Feuerwehr nutzt die Alarmierung über Sirene, aber nur wenn Menschenleben oder größere Sachwerte zu retten sind, bzw. wenn Situationen zu eskalieren drohen und wirklich der letzte Feuerwehrmann mobilisiert werden muss. Die Alarmierung der Feuerwehr über Sirene ist die ultimative Alarmstufe zur Mobilisierung aller Kräfte. Eine Situation die zeigt wie schnell eine Situation außer Kontrolle geraten kann zeigte sich am 30. Juli 2020 in Nideggen als ein Grasbrand am Friedhof durch eine leichte Brise angefacht, auf die Wohnbebauung in der Heinrich Düster Straße zulief. Die Flammen breiteten sich rasend schnell aus und konnten nur wenige Zentimeter vor dem Übergreifen auf Hecken und Gartenhäuser gestoppt werden. Auch hier wurde die Feuerwehr zusätzlich zu ihren Meldeempfängern über die Sirenen mobilisiert.